„Wer ausrutscht, darf sich nicht verkrampfen“

Für alte Menschen ist ein Sturz gefährlich – und auch Junge können sich auf dem Eis oder beim Sport Knochen brechen. Doch wer sich korrekt fallen lässt, bleibt meist unversehrt. Selbst bei einem Töffunfall.

von Céline Trachsel

Sind die Strassen vereist, nimmt die Bülacherin Lisa Meier das Taxi. Dies, weil sie unsicher auf den Beinen ist. Doch vor wenigen Tagen verlor die 85-Jährige beim Aussteigen auf dem Eis den Halt und geriet in Rücklage. Den Aufprall fing sie mit den Händen ab und verstauchte sich das Handgelenk, prellte den Ellenbogen und kugelte die Schulter aus. «Mit der richtigen Reaktion hätte sich Lisa Meier nicht derart verletzt», ist Kurt Naegeli überzeugt. Der Judolehrer erteilt in Bülach Kurse zu Falltechniken, damit die Schüler lernen, wie Stürze glimpflich verlaufen.
Kürzlich sei eine Schweizer Meisterin aus dem Judo-Team Bülach auf dem Motorrad von einem Auto gerammt und durch die Luft geschleudert worden, erzählt Naegeli. «Vermutlich hat ihr das Abrollen, das wir im Judo intensiv trainieren, das Leben gerettet.» Davongetragen hat sie nur Kratzer.
«Das Wichtigste ist, den Kopf zu schützen», erklärt Naegeli, «denn diesen brauchen wir zum Denken und nicht, um ihn anzuschlagen.» Er rät, den Kopf bei jedem Sturz einzuziehen, also das Kinn auf die Brust zu drücken. «Wer fällt, sollte sich niemals verkrampfen, sondern locker bleiben.» Das lässt sich trainieren mit jedem Sport, der die Beweglichkeit fördert.

Die Einkaufstasche fallen lassen

Keinesfalls darf sich jemand mit den Händen abstützen, das führe zu schlimmen Verletzungen, meint Naegeli. Im Gegenteil: Wer stürzt, sollte die Arme eng an den Körper legen und sich wenn möglich über die Seite abrollen. Zudem muss der Stürzende die Gegenstände in seiner Hand sofort loslassen. Denn in erster Linie soll der eigene Körper keinen Schaden nehmen, erklärt Naegeli: «Ob die Eier in der Einkaufstüte zerbrechen oder der teure Wein in der Hand am Boden zerschellt, ist unwichtig. Dass der Gegenstand neu gekauft werden muss, ist weit weniger schmerzlich als die möglichen körperlichen Schäden und deren Folgen.»
Stürzt jemand vorwärts, ist es dagegen falsch, den Kopf einzuziehen. Der Judolehrer empfiehlt, den Kopf auf eine Seite zu drehen und mit den Unterarmen vor dem Gesicht den Fall abzufedern. Wenn der Stürzende noch in die Knie gehen kann, statt wie ein Brett nach vorne zu kippen, dämpft er den Schlag damit ab. Velo- und Motorradfahrer sollten den Lenker sofort loslassen – und Reiter so schnell wie möglich aus den Steigbügeln schlüpfen.

Quelle: Zürcher Unterländer